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Carina's Logbuch

Neuseeland - Februar 2019

 

Quer durchs Land – der Norden

von Auckland bis zum Cape Reinga

 

Die Reisetaschen sind gepackt, das Dinghy an Land gesichert damit der Leopard Seal – eine große gefährliche Robbenart – der hier im Hafen lebt es nicht kaputt beißt und ich schließe traurig  die Carina ab. Ein ganz seltsames Gefühl, habe ich sie doch seit 1 ½ Jahren keine Nacht allein gelassen.
Wir sind fertig für die Autotour nach Norden.

Corina hatte schon eine AirBnB Unterkunft für 2 Nächte in Awanui gebucht, dort wo sich Neuseeland zu einem schmalen Streifen verengt der sich nach Norden erstreckt, direkt an der Abzweigung zur einzigen Straße  die ab hier nordwärts führt. Dort am Abend anzukommen ist der einzig fixe Plan für heute, alles andere auf dem Weg überlassen wir mehr oder weniger dem Zufall.

 

Puhoi – vom Markt der nicht stattfand und einem böhmisches Dorf mitten in Neuseeland

Puhoi interessiert uns, wir haben von einem besonderen Markt dort gelesen, also biegen wir von der Schnellstraße ab und lassen GoogleMaps navigieren. Die Frauenstimme schickt uns auf schmalen Nebenstraßen durch scheinbar unberührtes Land. Steile Hügel, Wälder Weiden, romantische Bäche, vereinzelt eine kleine Farm und immer wieder Abzweigungen nach Nirgendwo. Viel schöner als auf der Schnellstraße dahinzubrausen. Als wir schließlich vor einer sehr schmalen Holzbrücke stehen beginnen wir jedoch daran zu zweifeln dass dies der richtige Weg ist. Na egal wohin er führt – es ist sehr schön hier und es wert einfach weiter zu fahren. Nach der Brücke verwandelt sich unsere Route eine unbefestigte Piste die in Tausend Kurven abenteuerlich durch den Wald steil nach oben führt. Oben angekommen haben wir einen großartigen Ausblick über das hügelige Land das sich in allen Grünschattierungen vor uns ausbreitet. Genauso abenteuerlich wie es hinaufging geht es nun wieder hinunter und zu unserem Erstaunen führt sie zu einer breiten Teerstraße auf der wir bald das Ortsschild Puhoi lesen können. Da hatte unsere Mrs GoogleMaps, der wir schon beinahe nicht so nette Namen geben wollten, doch Recht gehabt.

Wir lesen auch ein Schild das zu dem von uns begehrten Markt weist und wir parken das Auto an einem malerischen Flussufer mit kleiner Brücke und bunten Kanus die auf dem Wasser schaukeln. Am Ufer, neben unserem Parkplatz, steht ein winziges Häuschen, vielleicht 10 qm groß, von Blumen und Sträuchern umrankt, die Stirnseite nicht viel breiter als die Tür die hineinführt und über dem Eingang steht „Puhoi Library“.  Das sieht so niedlich aus, dass ich es unbedingt etwas näher betrachten will und Bücher liebe ich sowieso. Als ich vorsichtig durch die Tür blicke höre ich eine Frauenstimme die uns ermuntert doch hereinzukommen und uns in der Bücherei von Puhoi willkommen heißt. Nach ein wenig Geplauder wo wir denn her kämen meint sie ‚Huch, diese abenteuerliche Straße seid ihr gekommen?‘ Das war die alte allererste Straße die je nach Puhoi führte und ihrer Stimme schwingt tiefer Respekt vor der Leistung über diesen Weg  hierhergekommen zu sein. ‚Gibt’s denn auch eine andere Straße?‘ Oh ja, eine sehr gute. Nur ein bis zwei Kilometer auf der gut geteerten die wir die letzten Meter gekommen waren und dann ist man bereits an der Schnellstraße die von Auckland nach Norden führt. Wir verkneifen es  uns den Namen auszusprechen der uns für Mrs GoogleMaps durch den Kopf schießt, denn landschaftlich schön war die Strecke auf alle Fälle. Dann zeigt sie uns einige Bücher und Bilder von Puhoi und erzählt alte und neue Geschichten von Puhoi und dessen Entstehung. Eine Gruppe böhmische Einwanderer die in dieser Region mit ihrem Schiff ankamen und bereits fast am Verhungern war wurde von den Maori am Meer  aufgefunden und gerettet. Man brachte sie über den Fluss hierherauf ins Landesinnere, überließ Ihnen dieses Stück Land und gestattete ihnen hier ein Dorf zu errichten. Über den Fluss hatten Sie Zugang zum viele Kilometer entfernten Meer und von dort aus mit weiteren Schiffen nach Auckland. Puhoi erscheint heute noch wie damals. Nur eine Handvoll Häuschen in denen immer noch fast ausschließlich Böhmer wohnen, eine Kirche, die Minibibliothek, ein Kramerladen, eine TradingPost und ein Wirtshaus der besonderen Art. Hier ist kein Zentimeter an der Wand oder Decke an dem nicht irgendein Foto, lustiger Spruch, ein Lamperl, Gummistiefel, Werkzeug oder irgendein anderes Utensil hängt. Sowas haben wir noch nie gesehen. Man könnte Tage verbringen das alles zu betrachten. Der Markt wegen dem wir  gekommen waren findet nur einmal im Monat statt und heute leider nicht. Schade, aber der Ort und vor allem die Bekanntschaft mit der Dame in der Bibliothek sowie die Geschichten denen wir lauschen durften waren mir mehr wert als ein Markt. Es gibt eine Käsefabrik hier die man besichtigen kann, was wir aber nicht tun, in der sehr guter Käse und der Beste Joghurt  hergestellt werden den ich jemals gegessen habe. Klein ist diese Fabrik nicht, denn deren Produkte findet man überall im Land in allen Supermärkten. Es ist schon fast Mittag als wir Puhoi auf der „neuen“ Straße wieder verlassen und siehe da, Mrs GoogleMaps kennt auch diesen Weg – so ein Luder!

 

Letters in the sand, Fish&Chips und leider zu spät

Die Route der Schnellstraße stellt sich landschaftlich als nicht so reizvoll heraus so dass wir bald wieder eine Abfahrt nehmen und einem Schild nachfahren von dem wir eigentlich gar nicht wissen was wir da zu erwarten haben. Ich weiß nur sie führt an der Küste entlang nach Whangarei und erwarte dass man von dort aus einen schönen Blick auf die Whangarei Heads hat, die ich von See her kenne und für mich eines der schönsten Kaps Neuseelands sind.  Auf diesen Ausblick mussten wir verzichten, dazu waren wir zu weit entfernt, als wir endlich an der Küste ankamen. Dafür kamen wir an den ewigen Sandstrand der sich viele Meilen von Bream Head zum Bream Tail erstreckt und der von See her absolut menschenleer aussieht, ohne irgendwelche Orte. Einen Ort gab es schon, aber der liegt hinter den Dünen versteckt so dass er vom Meer aus nicht sichtbar und das Meer vom Ort aus nicht sichtbar ist. Als wir die Dünen hinaufgehen  liegt vor uns der ewige Sandstrand an dem ich bereits 2x vorbeigesegelt bin und weil es heute sehr windig ist hat das Meer weiße Schaumkronen auf dem tiefblauen Wasser. Wunderschön sieht das aus. Wir wandern ein wenig den Strand entlang und Corina schreibt einen Gruß für unsere Zugvögel–Freunde zu Hause in den Sand.

Nun müssen wir aber Gas geben, die Zeit scheint uns davonzulaufen und es ist noch ein langer Weg bis Awanui. Auf dem Weg dorthin halten wir noch kurz in Kawakawa um auf Friedensreich Hundertwassers Toilette Pipi zu machen und machen noch einen Abstecher in die Bay of Islands. Einmal weil sie schön ist und es schade gewesen wäre für Corina das auszulassen und zweitens weil eine der Gasflaschen vom Schiff leer ist und aufgefüllt werden muss. Da ich in Auckland in der kurzen Zeit nichts gefunden hatte, reist die Gasflasche nun mit uns in der Hoffnung sie unterwegs füllen zu können. Da wir ohnehin in der Bay of Islands Halt machen und Russel ein sehenswerter hübscher und vor allem historischer Ort ist, könnte ich sie dort im mir bekannten Hardwarestore auffüllen lassen. Also pack ich die Gasflasche in den Rucksack und wir nehmen die Fähre von Paihia nach Russel. Wir schlendern ein wenig durchs hübsche Russel und bis wir am Hardwarestore ankommen hat er seit 10 Minuten geschlossen. Er schließt bereits um 17:00 wie fast alles im verschlafenen Russel. Pech gehabt. Aber Corina gefällt es in Russel und so war die Fahrt hier rüber doch nicht umsonst.

Bis wir zurück in Paihia am Auto sind ist es fast 18:00 noch 100 km bis Awanui und 2 hungrige Mägen knurren. Jetzt fahren wir aber wirklich flott und auf dem kürzesten Weg. Trotzdem halten wir in Mangonui um Fisch&Chips zu essen und ein wenig zu pausieren.

 

Warum aus Mrs GoogleMaps erst „Tussie“ und dann „Trudi“ wurde

Es ist 20:00 Uhr und immer noch sind wir weit von unserer Unterkunft entfernt. Corina gibt Bescheid dass es wohl noch 1 Stunde dauern wir bis wir ankommen und unsere Gastgeberin Denise meint kein Problem sie wohne ja ohnehin im selben Haus.

Es ist schon lange dunkel geworden und wir wundern uns dass es immer noch so weit bis Awanui ist. Irgendwann kommen wir an eine Stelle die ich kenne, bin die Strecke ja erst vor 4 Wochen gefahren, und von der ich weiß dass sie hinter Awanui liegt. Ok, Denise‘s Haus liegt ja auch etwas außerhalb aber soweit auf keinen Fall. Wir drehen um. Mrs GoogleMaps gibt neue Anweisungen wohin zu fahren sei. Wir fahren an einem Grundstück vorbei an dem so lustige lange Fahnen wie Zipfelmützen flattern. Denise hatte gesagt sie hätte Bali-Flags (wie auch immer sowas aussehen mag) an der Einfahrt aufgehängt um sie besser zu finden. Aber Mrs GoogleMaps schickt uns daran vorbei, immer weiter. Nein, soweit kann es nicht mehr sein. Wir glauben „Tussie“, wie wir Mrs GoogleMaps nun nennen, kein Wort mehr, drehen um und fahren zu den Zipfelmützen-Flaggen. Im Haus dahinter brennt noch Licht – es ist bereits 22:30 Uhr. Corina läutet – ja das ist das richtige Haus. Denise hatte sich bereits Sorgen gemacht aber jetzt sprudelt sie nur so aus sich heraus dass man ihrem Tempo kaum folgen kann. Ich bin hundemüde und froh dass sich Corina mit ihr unterhält während ich mich in unserem Schlafzimmer einrichte. Dann trinke ich mit den Beiden noch den Tee den mir Denise bereitet hatte und falle nach Mitternacht müde ins Bett.

Die Sonne scheint als wir wach werden und Denise hat bereits auf der Terrasse Frühstück für uns gerichtet. Cornflakes, Milch, Kaffee, frisches Obst aus dem eigenen Garten, Joghurt mit frischen Früchten und anschließend noch ein tolles Kräuterrührei. Denise leistet uns Gesellschaft und bald stellt sich heraus dass im Internet auf der AirBnB Seite die Hausnummer von Denise‘ Haus falsch angegeben war. Das war also der Grund warum „Tussie“ alias Mrs GoogleMaps uns an Denise‘ Haus vorbeigeschickt hat. Da haben wir ihr ja Unrecht getan und nennen Tussie von nun an „Trudi“.

Wir fühlen uns so wohl in dem 100 Jahre alten Holzhaus hier in der Einsamkeit dass es schon bald wieder auf Mittag zu geht bis wir uns auf den weiteren Weg machen. Von hier geht’s auf der einzigen nordwärts führenden Straße hinauf ans Cape Reinga , und so werden wir auf dem Rückweg wieder bei Denise übernachten.

 

Einer schöner als der Andere – Houhoura Heads, Henderson Bay, Spirits Bay…

Auf dem Weg nach Norden kommt man einfach nicht am Ninty-Mile-Beach vorbei und so halten wir auch diesmal wieder hier, klettern über die Dünen und staunen über die Unendlichkeit dieses Strandes den sich Möwen, Spaziergänger und Autos teilen. Soweit das Auge reicht, Sand, Sand, Sand

Wie bei meinem letzten Besuch hier im Norden wollen wir auch diesmal erst zum Sonnenuntergang am Cape Reinga sein und haben so genug Zeit für einige Abstecher auf dem Weg.

An den Houhoura Heads, dem Ausgang eines tief ins Landesinnere reichenden Inlets, war das Wasser glasklar und hatte alle Schattierungen von Blau die man sich nur denken kann.

Alle Straßen die von der einzig nordwärts führenden und inzwischen geteerten Straße abzweigen sind Einbahn-Schotterpisten die im Nirgendwo, an einer kleinen Farm oder an der Küste enden.  Diese endet an einem sandigen Parkplatz hoch oben auf den Dünen und gibt den Blick auf einen mehrere kilometerlangen „rosaroten“ Sandstrand frei – die Henderson Bay. Das sieht fantastisch aus. Wir klettern hinunter und wandern lange den Strand entlang. Kein Mensch hier außer uns Beiden. Nur ein paar Möwen baden im Süßwasser des hier mündenden Bächleins dessen Wasser ganz verrückte Farben hat. Von golden über rostrot zu grün und blau – alles auf kleinstem Raum und daneben rosa Sand. Schwer zu beschreiben, ihr müsst euch einfach die Bilder anschauen – es sieht richtig unwirklich aus und ist doch wunderschöne Realität. Die Natur hat zum Glück oft seltsame Launen.

Nach einem sehr ausgiebigen Spaziergang am so unwirklich rosaroten Strand mit den weißen Dünen fahren wir weiter, halten am Kiosk im Nirgendwo, von dem ich bereits im letzten Bericht geschrieben hatte, kaufen uns Sandwich, Pie und hinterher ein frisches Heidelbeereis und düsen weiter nordwärts.

Dem Wegweiser zur Spirits Bay fahren wir auch nach (Tussie alias GoogleMaps hat heute frei)  – es sollte viel weiter sein als angeschrieben war, aber allein der Weg dorthin war die staubige Fahrt wert. Durch dichten Wald und Busch mit Baumfarnen, Manukabüschen (von denen der fantastische Honig stammt) und immer wieder wunderschönen Ausblicken holpern wir dahin bis wir an eine Lichtung kommen auf der wilde Pferde am Hügel grasen, ein kleiner Bach sich durch Busch und Graslandschaft schlängelt und die Straße an einem wunderschönen wilden Selbstversorger-Zeltplatz endet. Das heißt es gibt keinen Zaun, keine Parzellen, kein Büro, keine Gebühren, nur Natur pur – den Bach – große Bäume die Schatten spenden – viel grüne Wiese – eine Wasserstelle mit Trinkwasser, eine nicht stinkende Kompostiertoilette (nicht zu vergleichen mit unseren Plumpsklos) und richtige, allerdings kalte Duschen, weit verstreut ein paar wenige Iglozelte, ein selbstausgebauter Camper und eine relaxte Familie bevölkern den Platz. Ca 50 m von hier liegt die Spirits Bay, mein absoluter Favorit unter Neuseelands unendlich vielen unendlich langen einsamen Stränden.

Spirits Bay liegt ganz am Nordende von Neuseeland zwischen Nordkap und Cape Reinga, zieht  sich über viele Kilometer sichelförmig dahin und ist gesäumt von grünen Hügeln und felsigen Gipfeln.  Der Strand ist flach und die Wellen brechen sich dramatisch bei ausreichend Wind. Heute ist es sehr ruhig und nur kleine Brecher rollen heran. Die Gezeiten hinterlassen mit dem ablaufendem Wasser am flachen Strand  eine riesige Spiegelfläche in dem sich fast unwirklich die Hügel und Wolken spiegeln. Das gibt dem Ganzen etwas Mystisches. Ein paar wenige Leute vom Zeltplatz verlieren sich am endlos langen Strand. An manchen Stellen liegen kleine Muscheln wie Perlen in den Sand gestreut. Ich würde am liebsten hier bleiben, stundenlang über den Strand wandern und das Schauspiel aus Wolken und Wellen bewundern, den Sand zwischen den nackten Zehen spüren und gern ein Zelt auf dem kleinen Zeltplatz aufschlagen und die Nacht in dieser Einsamkeit verbringen. Ich stell mir vor wie sich der Sternenhimmel an diesem Strand spiegelt. Ich wünschte ich hätte meinen Rucksack gepackt und könnte nun auf dem Küstenwanderweg hier ein paar Tage entlangwandern weiter zum Cape Reinga in die Twighlight Bay und an der Westküste entlang wieder südwärts. In Tagesetappen von ca. 5 Stunden Fußmarsch liegen überall am Weg solche Selbstversorger Zeltplätze an denen man übernachten kann und wo es Trinkwasser gibt. Das wär jetzt schön ... Aber leider … ich klettere wieder auf den Beifahrersitz unseres Autos und wir holpern über die Schotterstraße zurück zur Hauptstraße und erreichen rechtzeitig vor Sonnenuntergang Cape Reinga über das ich ja bereits im Reisebericht „Tallships Race – Hangi – mystisches Cape Reinga – Tutukaka und die Riesenfische“ berichtet hatte.

 

Aus Trudi wird wieder Tussie

Auf dem Heimweg vom Cape Reinga zu Denise huschen wieder jede Menge Opossums über die nächtliche Straße. Es ist bereits wieder 22:00 Uhr als wir durch Awanui fahren. Wir fragen uns wann denn die Abfahrt zu Denise Haus kommt, aber es gibt keine nach links abzweigende Straße für viele Kilometer. Wir fahren und schauen und fragen „Trudi“ alias Mrs GoogleMaps und sie sagt „immer gerade aus noch xx Kilometer“. Nein so weit kann das nicht mehr sein. Nach 30 Min ist uns Beiden (Corina und mir) klar dass da was nicht stimmen kann. Wir drehen wieder um schimpfen mit Trudi die wir nun wieder „Tussie“ nennen, finden die richtige Abfahrt und bei unserer Ankunft um 23:00 eine im Schlafanzug sehr besorgt auf uns wartende Denise. Es ist wieder lang nach Mitternacht bis wir alle im Bett sind.

 

Hokianga, Opo der freundliche Delphin und die Kauri Wälder

Unser Gepäck ist wieder im Auto verstaut das unter einem Pfirsichbaum parkt. Der hängt immer noch voller Pfirsiche obwohl Denise erst gestern 200 Stück geerntet und zu Kompott verarbeitet hatte das wir zum Frühstück geniessen durften. Wir pflücken noch ein paar Pfirsiche als Reiseproviant und machen uns auf den Weg zurück nach Auckland.

Dazu müssen wir über den Hokianga, einen Fjord der so weit ins Land hinein reicht dass man ihn mit einer Fähre überqueren muss, da der Weg außen herum viel zu weit und der Fjord für eine Brücke zu breit ist. Die Orte haben wieder lustige Namen die mich an Opa und Oma erinnern. So heißen nämlich 2 benachbarte Orte am Ausgang des Fjordes „OMApere“ und OPOnoni“. Wie die letzten Tage auch fahren wir durch wunderschöne einsame Landschaften und erreichen eine kleine Hütte bei der 2 Holzpfosten im Wasser stehen. Das ist der Fährterminal. An den beiden Pfosten zwischen denen ein Tau gespannt ist wird die Fähre festmachen. Die Stunde bis die nächste Fähre kommt nutzen wir und machen Picknick am Ufer des Hokianga. Von der Fähre aus haben wir wunderschöne Ausblicke auf beide Seiten des Fjordes und den kleinen Ort Rawene den die Fähre jetzt ansteuert. Leider hat das nette kleine Cafe im Bootshaus heute geschlossen in dem wir gerne einen Kaffee getrunken hätten. Auf der Fahrt entlang dem Südufer des Hokianga haben wir immer wieder schöne Ausblicke über den Fjord und als wir in Opononi ankommen bin ich hin und weg. Was für ein wunderschönes Fleckchen Erde. Sandstrand, Klippen am Ausgang des Fjords und Berge die fast bis zum Gipfel aus Sanddünen bestehen. Dazu das herrliche Sommerwetter, das klare neuseeländische Licht –  einfach nur umwerfend schön. Ich wandere ein wenig am Strand entlang und dann hinüber nach Opononi. Entlang der Mauer die den Parkplatz vom steilen Abhang trennt entdecke ich Wandgemälde die die Geschichte dieses Ortes erzählen, von der Besiedelung, von den Tieren die es hier gibt, wie zum Beispiel Kiwis, Morporks (das sind keine Schweinderl sondern Eulen aber sie rufen „Morpork“) von den schon ausgestorbenen Moas, Laufvögeln die bis zu 4 m groß wurden aber relativ schnell von den Maori aufgegessen wurden und von Opo dem freundlichen Delphin durch den Opononi in ganz Neuseeland bekannt wurde.

Im März 1955 folgte ein einzelner junger Bottlenose-Delfin Ruderbooten in den Hokianga und adoptierte die Menschen von Opononi als seine Familie. Opo, wie der weibliche Delfin genannt wurde, war zuerst sehr beliebt bei den Bewohnern von Opononi, dann bei den Urlaubern die in Opononi Station machten und schließlich beim gesamten Volk von Neuseeland.  Sie war freundlich und kontaktfreudig und Kinder mochte sie ganz besonders. Sie verhielt sich immer sehr vorsichtig in der Nähe kleiner Kinder. Eine besondere Bindung hatte sie zur 11 jährigen Jill. Sie zog das Mädchen quer durch die Bay und Jill lernte Opo  viele Kunststücke. Viele Lieder wurden geschrieben und gesungen die von Opo erzählen, z.B dieses:

I'm Opo the friendy dolphin
The kids think I'm I-T
When l give them all a fishy back ride
And a game of ball in the swishy tide
I'm one fish that'll never get fried
And served in batter for tea
And I live at Opononi by the sea

Everybody loves him at Opononi Bay
He's such fun for old and young
They all want him to stay
He's Opo the friendy dolphin
He's friendly as can be
If you should want to learn to swim
You couldn't do better than learn from him
He’ll very soon get you into trim
And he's giving instruction free
Down at good old Opononi by the sea

Dad has to leave his golfing coz the family all agree
Sea air is good for everyone
and Janet and John should get some sun
And much more fun than a hole in one
is a game of ball with me
Down at good old Opononi by the sea

There never was such a dolphin in the whole of the Tasman Sea
Across the waves he likes to shoot
you never saw a fish that looked so cute
And he never wears a bathing suit
not even a bee kee nee
And he lives at Opononi by the sea
 

Für die Maori hatte Opo eine ganz andere Bedeutung und nur sehr wenige Maori spielten mit Opo. Sie glaubten dass Opo ein Botschafter war, gesandt aus Hawaiki  von Kupe, jenem Vorfahr der Neuseeland entdeckte lange bevor es von den Maori besiedelt wurde und der längst zurückgekehrt war nach Hawaiki, jenes Land aus dem Maori ursprünglich stammen und in das jeder Maori nach seinem Tod zurückkehrt. Für die Maori war Opo ein heiliger Besucher der ihnen lehrte das Leben in vollen Zügen zu genießen und gleichzeitig fürsorglich und sanft miteinander umzugehen.

Als Tausende von Besuchern nach Opononi kamen um Opo zu sehen, absolvierte Opo fast täglich eine große Show für sie und einige Leute machten sich Sorgen um Opos Sicherheit. Sie glaubten eine so extreme Interaktion mit Menschen könnte ihr schaden worauf hin die Regierung ein Gesetz erließ dass die Interaktion mit dem Delphin einschränkte. Nicht jeder war mit diesem Gesetz einverstanden und andere sahen in dem Gesetz das alle Delphine im Hokianga unter Schutz stellte eine Bedrohung  der Natur durch die Überlegenheit des Menschen. Und die Fischer beschuldigten Opo für Ihre leeren Netze.

Am Tag nach dem Erlass des Gesetzes fand man Opo tot auf. Während der Nacht hatte ein Fischer sie mit Sprengstoff getötet. Die Bewohner von Opononi begruben Opo standesgemäß öffentlich und errichteten eine Statue als Erinnerung an den liebenswürdigen Delphin.

Und wieder wurde Opo ein Lied gewidmet

Remember young Opo, the fisherman's friend, 
The summer she came up the harbour 
She played every day with the children of men . . . . 

She'd play with a beachball and give you a ride 
She'd roll and she'd leap on the incoming tide 
We cheered and we loved and we laughed 'til we cried 
What a wonderful, wonderful dolphin 
What a wonderful, wonderful thing 

Deep in the eyes of nature's child, 
a pure and innocent joy 
To feel the magic in us for a while . . . . 

On the eighth of March a new law was passed 
to protect little Opo from harm
But they found her dead where the rocks held her fast
She'd drowned in the night from the gelignite's blast
I pray to God that she's not the last
chance we're given.

She'd play with a beachball and give you a ride 
She'd roll and she'd leap on the incoming tide 
Everyone cried when they heard that she'd died 

Opo hätte ich auch gerne kennengelernt, genauso wie „Pelorus Jack“, einen Delphin auf der Südinsel der Jahre lang Schiffe sicher durch eine enge gefährliche Passage in die Marlbourough Sounds geleitet hatte. Eines Tages kam ein Schiff namens Penguin und einer der Passanten schoss zum Schreck der ganzen Besatzung auf den Delfin woraufhin sich dieser tagelang nicht mehr blicken ließ. Alle Schiffemusssten nun ohne seine Hilfe durch die gefährliche Passage und vermissten ihren sicheren Lotsen sehr. Aber Pelorus Jack kam zurück und geleitete weiterhin täglich die Schiffe durch die Passage, nur die Penguin nicht. Die Penguin strandete schließlich in dieser Passage wobei alle Mann an Bord umkamen.

 

Kauri Wälder und der Tane Mahuta

Der Hokianga liegt hinter uns und unsere Fahrt nach Süden führt durch die Kauri Wälder. Kauris sind die größten Regenwald-Bäume der Welt und wachsen nur in Neuseeland. Sie sind  immergrüne Laubbäume die bis zu 2000 Jahren alt werden und haben ein wunderschön gerade gemasertes astfreies hochwertiges Holz das zum Bootsbau sehr begehrt war und in alle Länder der Welt verschifft wurde. Auch das Harz des Kauri ist sehr wertvoll und wurde zu Klebstoff und Schmuck verarbeitet. Das Holz wurde auch zum Hausbau, für Möbel und alle nur erdenklichen Nutzgegenstände verwendet und dadurch der Kauribestand von den ersten Siedlern sehr stark dezimiert. Heute steht der Neuseeländische Kauri-Baum unter Naturschutz und darf nur noch für rituelle Zwecke von den Maori gefällt werden. Dennoch kann man heute Produkte aus Kauri-Holz kaufen. Diese stammen allerdings von sogenannten Sumpf-Kauri. Der früher sumpfige Untergrund hat versunkene Kauris für bis zu 50.000 Jahre konserviert. Diese werden wieder ausgegraben und verarbeitet. Gegenstände aus diesem Holz sind exklusiv und teuer.

Nun sind die Kauris vom Aussterben bedroht durch den Kauri-dieback- eine Wurzelfäule. Es handelt sich um einen mikroskopisch kleinen pilzartigen Krankheitserreger, der sich über das Wasser im Erdboden von Wurzel zu Wurzel verbreitet. Befallene Kauri-Bäume bekommen erst gelbe Blätter und sterben dann langsam ab.
Diese Krankheit tritt überwiegend entlang der Wanderwege auf und wird von den Wanderern über die Erde an deren Schuhen übers Land verstreut. Um dies einzudämmen hat man überall wo es Zugang zu Kauri Wäldern gibt Desinfektionsstationen aufgestellt, an denen man seine Schuhe, Fahrräder und sonstiges Gerät zuerst mit Bürsten reinigt und danach desinfiziert. Dieser Prozedur unterzieht man sich sowohl beim Betreten wie auch beim Verlassen der Wälder, einmal um keine neuen Sporen hineinzubringen und auch keine eventuell dort bereits bestehenden mit hinauszunehmen und weiter zu verbreiten. Ob das wirklich hilft ist zu bezweifeln da sich nicht alle an diese Anweisungen halten. Experten glauben die einzig sichere Möglichkeit wäre alle Wanderwege für mindestens 2 Jahre komplett zu sperren. Einige Wege sind bereits gesperrt.

Durch einen dieser letzten Wälder fahren wir gerade auf einer schmalen Straße. Undurchdringlicher wunderschöner Urwald mit Kauris, Baumfarnen, Lianen, Palmen Sukkulenten säumt den Straßenrand. Zum Tane Mahuta hat man einen Weg angelegt so dass man diesen Riesen bewundern kann. Der Baum zählt mit 51,2 m zu den größten heute noch lebenden Bäumen und ist der größte bekannte Kauri-Baum. Sein Umfang in Bodennähe beträgt 13,77 m, was einem Durchmesser von knapp 4,4 m entspricht. Die Stammhöhe vom Erdboden bis zum Kronenansatz beträgt 17,68 m, das Stamm-Volumen 244,5 m³. Erst in 18 m Höhe weist der Baum Äste auf. Er ist schon beeindruckend, aber viel schöner fand ich den ihn umgebenden dichten Urwald.

Es ist inzwischen dunkel geworden und so sehen wir eigentlich nichts mehr von der Landschaft auf der restlichen Strecke nach Auckland. Um Mitternacht erreichen wir Auckland und schlafen diese Nacht auf der Carina. Morgen früh werden wir Wolfgang einsammeln der auch aus Deutschland eingeflogen kam um mit mir einige Wochen oder Monate zu segeln. Aber erst einmal werden wir weiter mit dem Auto das Land erkunden – den Teil südwärts von Auckland - und ab jetzt zu dritt.

 

Zu den Fotos

 

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