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Carina's Logbuch

September 2019

 

Von Samoa nach Neukaledonien und ein ungeplanter

Abstecher nach Fidschi

 

Start in Apia

Das Beiboot hatte ich ja gestern Abend schon verstaut, da mir der freundliche Zollbeamte bereits gestern die Papiere gegeben hatte und so habe ich heute Morgen keinen Stress. In aller Ruhe überprüfe ich nochmal alles an Deck, bereite alles für die Abfahrt vor und frühstücke dann erst mal in aller Ruhe im Cockpit. Es ist ohnehin noch gar kein Wind heute. Zur geplanten Abfahrtszeit um 09:00 kommt plötzlich Wind auf und zwar richtig heftig. Ich hole meine Tauchpumpe hänge sie über Bord und spüle die Kette beim Aufholen, aber das reicht nicht, das Zeug will nicht runter. Also auch noch die Bürste holen und Meter für Meter 40 m Ankerkette putzen. Das verursacht einen verspäteten Start um fast 2 Stunden. Aber mit all dem Schlamm und Gewächs will ich die Ankerkette nicht im Kasten haben, denn das würde zu stinken beginnen und mindestens 2 Wochen mit diesem Gestank rumkutschieren – nein danke. Nun muss ich noch den Anker gut befestigen, die Winsch abdecken damit das überkommende Wasser nicht in den Ankerkasten und in die Bilge läuft  und zwischendurch muss ich immer wieder zurück ins Cockpit sprinten denn der heftige Wind treibt uns mit rasendem Tempo quer über den Ankerplatz. Immer wieder muss ich umdrehen wieder in die andere Richtung fahren. Die Samoaner auf dem großen Motorboot arbeitend beobachten mich besorgt und fragen ob alles ok sie oder ich Hilfe brauche. Und dann endlich ist alles so wie es sein muss und ich steure auf die Hafenausfahrt zu, verabschiede mich am Funk bei Apia PortControl und bin nun unterwegs nach Neukaledonien.

Mit dem kräftigen Wind im Rücken segeln wir die Küste entlang zur Passage zwischen den Inseln Upulo und Savaii. Dort wird es dann etwas stressig mit dem Wind, den Strömungen und den vielen Untiefen, aber bevor es ganz dunkel wird sind wir auch da durch und segeln nun in freiem Wasser durch die Nacht. Der Mond scheint, die Sterne leuchten und wir gleiten leise dahin. Auch die nächsten beiden Tage bleiben traumhafte Segeltage

 

Der Fisch im Klo und viel Wind

Leider funktioniert meine Toilette nicht mehr so ganz wie sie soll und heute beim Spülen hat sich ein kleiner Fisch in mein Klo verirrt. Vermutlich hat er sich neugierig im Borddurchlass rumgetrieben und als ich zu pumpen begann hat es ihn hineingesaugt- und jetzt pump ich ihn wieder hinaus. Ich hoffe er hat es heil überstanden.

Der Wind wird heftig und es wird ungemütlich. Mit Karacho plumpsen wir in jede Welle und trotz stark gereffter Segel sind wir eigentlich zu schnell. Ist ja auch kein Wunder – es geht an Fidschi entlang. Da ist das Wetter immer sehr ungut. Und ich habe eine Passage zwischen Inseln und Riffs gewählt – zu spät jetzt außen rum zu segeln und so gibt es keinen Schlaf die ganze Nacht.

Der Wind bleibt heftig bei 25 bis 30 Knoten– aber da wir ihn im Rücken haben und nun wieder in freiem Gewässer sind ist das halb so schlimm.

 

Was macht das Tablet im Backofen?

Dicke schwarze Wolken ziehen auf und gelegentlich gibt es Regenschauer. Inzwischen ist es Abend geworden und ich wundere mich etwas über einen seltsamen Lichtschein. Hier ist doch gar kein Leuchtturm weit und breit. Ich gehe nach draußen –oh je, ein Gewitter zieht auf. Das macht mir etwas Angst und ich geh wieder nach drinnen. Aber das ändert nichts daran, auch durch die großen Fenster sehe ich immer wieder das Wetterleuchten. Ich beschließe wieder raus zu gehen und es mir anzuschauen, denn es wird sicher faszinierend aussehen. Statt grellen Blitzen sehe ich vor den schwarzen Wolken einen Regenbogen, - mitten in der Nacht!! Der Vollmond ist so hell dass er einen Regenbogen vor die schwarze Wolke zaubert, zwar etwas blasser als der übliche von der Sonne erzeugte, aber man kann die Farben eindeutig erkennen. So was hab ich noch nie gesehen.

Das Gewitter ist noch weit entfernt, aber trotzdem nehm ich das Tablet mit der Back-up-Navigationssoftware aus dem Regal und leg es in den Backofen. (Für die nicht so technisch denkenden – der Backofen bildet einen Faraday’schen Käfig und würde das Tablet vor einem eventuellen Blitzschlag schützen). Man darf es nur nicht vergessen. Es soll schon vorgekommen sein, dass die Bordfrau den Backofen eingeschaltet hatte, nicht wissend dass der Skipper dort die Technik aufbewahrt.

Das Gewitter kam zum Glück nicht näher und es bleibt mehr ein Wetterleuchten.

Ich habe gerade Fidschi hinter mir gelassen und lade mir die neue Wettervorhersage herunter - und erschrecke - es kommt dickes Wetter auf dem Weg nach Vanuatu. In 2 Tagen würde ich mitten in einem Sturm stecken der ca 3 Tage andauern wird. Was tun?

Ich hole die Seekarten, rechne und studiere. Wenn ich beigedreht den Sturm abwarte weht es mich viel zu weit nach Norden und es wird schwierig diese Strecke wieder gut zu machen. Ich beschließe umzukehren und nach Fidschi zurück zu segeln um im Lee der Insel Yasawa Schutz zu suchen. Die ganze Nacht segle ich – wieder mal am Wind, also die nicht so angenehme Windrichtung, bei 20 Knoten Richtung Yasawa. Dem vorgelagert liegt ein weitläufiges Riff durch das ich keinesfalls bei Dunkelheit hindurchfahren werde. Also kreuze ich noch einige Stunden auf und ab und warte auf das erste Morgenlicht um die Riffeinfahrt zu nehmen.

 

Illegal

Mittags erreiche die auserwählte Bucht in der Südwestecke der Insel Yasawa - was für ein wunderschöner Platz – und ich überlege, jetzt wo ich nun schon mal in Fidschi bin, ob ich nicht meinen Plan ändern sollte um den Rest der Saison in Fidschi verbringen statt nach Neukaledonien zu segeln.

Auf alle Fälle muss ich in Fidschi einklarieren. Es ist nicht erlaubt sich in Landesgewässern aufzuhalten ohne vorher auf dem kürzesten Weg zum nächsten Einklarierungshafen zu segeln und sich dort zu melden.

Ich studiere die Karten lese die Broschüre von Fidschi und die Bedingungen fürs Einklarieren. Ich brauch mindestens 2 Tage bis zum nächsten Einklarierungshafen und würde dort am Wochenende ankommen. Das bedeutet man verlangt von mir eine Wochenendeinklarierungsgebühr von ca 800 $, denn einfach auf normale Bürozeiten warten darf man in Fidschi nicht. Da ich mich nicht vorher angemeldet habe und auch nicht direkt bis zum Einklarierungshafen segeln kann, da ich nachts nicht durchs Riff kann und somit ohnehin illegal ankern müsste, hätte ich im schlimmsten Fall auch noch mit einer Strafe von 20.000 $ zu rechnen. Dann all die Gebühren für Gesundheitsamt und Quarantäne, die Ankergebühren für den weiteren Aufenthalt (An  jedem Ankerplatz muss man dem Dorfhäuptling ein Sevusevu bringen – das ist ein 300 g Bündel Kava im Wert von 50 $). Das wird ja ganz schön teuer und das kann ich mir auch gar nicht leisten. Abgesehen davon empfinde ich das als etwas übertrieben, als Abzocke und die ganze Prozedur ist  so kompliziert - nein ich will weiter nach Neukaledonien segeln und hier nur den Sturm abwettern und möglichst unbemerkt bleiben.

Aufmerksam betrachte ich die Gegend ob hier irgendjemand ist. Es scheint ich bin ganz alleine hier, auch keine andere Yacht weit und breit. Zum Glück scheint die Insel die ich mir ausgesucht habe und die Bucht unbewohnt. Nur auf einer kleinen vorgelagerten Insel steht ein einzelnes Fischerhäuschen. Das beruhigt mich ein wenig und da ich die letzte Nacht kein Auge zugetan hatte leg ich mich jetzt erst mal hin.

Am nächsten Morgen mach ich mir doch wieder Gedanken. Ich hab nicht einklariert – bin illegal hier – wenn man mich entdeckt? Sollte ich doch nach Lautoka zum Einklarieren segeln? Bis ich dort ankäme und einklariert habe wäre es ohnehin wieder Zeit auszuklarieren und weiter zu segeln. Was tun? Ich bin einfach zu korrekt um etwas Illegales zu tun und habe ein schlechtes Gewissen. Ich beschließe mich zu melden, die Situation zu erklären und hoffe die Erlaubnis zu bekommen hier den Sturm abzuwarten – wenn auch mit wenig Hoffnung.

Über Funk rufe ich den Zoll, Hafenmeister und Maritime Radio, bekomme aber keine Antwort. Ich trag dies in mein Logbuch ein und bin nun beruhigt. Ich habe alles getan was ich tun musste und kann nun endlich die schöne Umgebung genießen.

Yasawa ist schön, die nur mit einer dünnen Grasdecke bewachsenen Hügel sehen irgendwie unwirklich aus. Das Wasser ist blau und ich bin ganz allein hier. Und der Sternenhimmel ist in dieser Nacht wieder mal grandios.

Der Sturm lässt noch auf sich warten und so nehme ich am nächsten Tag erstmal ein Bad, tauche und putze das Unterwasserschiff. Aber nur auf einer Seite. Die Strömung ist zu stark. Sogar mit Flossen habe ich Schwierigkeiten mich auf der Stelle zu halten. Ich gebe auf und verschiebe diese Arbeit auf Neukaledonien.

Am Abend kommen 2 Yachten in die Bay – der heftige SE-Wind Wetter soll ja heute Nacht beginnen und das tut es auch.

Es stürmt

Böen fegen in die Bucht, die Carina tanzt am Anker hin und her wie ein aufgeregter Kettenhund. Und es regnet. Das schwere Wetter vor dem ich mich nach Fidschi in die Sicherheit dieser Bucht geflüchtet hatte hat uns nun erreicht. Inzwischen bin ich auch nicht mehr alleine. Gestern Abend kamen noch zwei weitere Yachten hier an. Das Radio dudelt gerade „Under the rainbow“ und ich gieße mir eine zweite Tasse Kaffee ein. Dabei fällt mein Blick nach draußen und über der so unwirklich kahlen Hügellandschaft spannt sich gerade ein wunderschöner Regenbogen. Auch Sauwetter kann wunderschön sein, wenn man es an einem sicheren Platz abwettern kann. Es war die richtige Entscheidung zurück zu segeln und hier Schutz zu suchen.

Es stürmt und stürmt,  es ist grässlich. Böen von 0 auf 180, reißen an der Ankerkette und fegen das Schiff kreuz und quer von rechts nach links. Der Wind heult in den Wanten, der Windgenerator hat den Dienst quittiert, da ihm das ‚zu viel‘ Wind ist und alles was nicht niet- und nagelfest ist wird davon geweht. Aber die Sonne scheint wieder.

Eines der Boote ist wieder weg, aber mein direkter Nachbar die SeaEagle II mit einer 4-köpfige Familie ist geblieben.

Meine Vorräte könnten knapp werden, ich muss mir alles gut einteilen. Deshalb gibt es heute Pizza zum Frühstück und ich setze Brotteig an, denn Mehl hab ich genug an Bord.


Heute Vormittag hat der Wind ein wenig nachgelassen.

Sascha, Nico, Kai und Erix vom Nachbarboot kommen und bringen Bananen. Die sind äußerst willkommen, denn Obst und Gemüse sind inzwischen ausgegangen auf der Carina. Am Nachmittag holen sie mich zum Landgang ab, denn mein Beiboot liegt noch gut verstaut in der Hundekoje. Eigentlich darf ich ja nicht an Land weil ich nicht einklariert habe, aber hier ist wirklich seit Tagen keine Menschenseele aufgetaucht.

Wir wandern am Strand entlang, über die Felsen und den schneeweißen Sand, das ist schön. Seit 12 Tagen habe ich keinen Fuß an Land gesetzt und genieße den Spaziergang. Das Hinterland, die Hügel sind einfach nur kahl. Die Jungs sammeln Kokosnüsse und schenken mir eine davon. Wir finden auch Langusten und Krebse, aber leider nur die Schalen, das begehrte Fleisch für das wir uns bereits ein Rezept ausgedacht hatten, hat schon jemand anderer gegessen.

Ich hatte Glück mir diese Bucht auszusuchen. Es ist die einzige weit und breit in der kein Dorf ist. So bleib ich erstens unbemerkt und zweitens muss ich dem Dorfhäuptling kein Sevusevu bringen was mich mindestens 50 Dollar gekostet hätte. Sascha berichtet, es werden mindestens 300 g Kava erwartet – das Kilo kostet 180 Dollar. Es ist wirklich so, dass man das an jedem Platz tun muss. Hat man kein Kava wird man zur Kasse gebeten. Einklarieren hat auch viele 100 Dollar gekostet sagt Sascha – ich wusste warum ich nicht nach Fidschi wollte, es stimmt also wirklich, man wird arm hier.

Zurück an Bord. Das allererste selbstgebackene Brot ist fertig und gar nicht schlecht obwohl ich versehentlich doppelt so viel Hefe reingetan habe. Ich werd das jetzt öfter backen.

Abends bin ich zum Essen an Bord der SeaEagle eingeladen und so wurde der 4-tägige illegale Zwischenstopp in der einsamen Bucht in Fidschi doch noch sehr gesellig.

 

Es geht wieder weiter

Dienstagmorgen hat sich der Sturm ausgetobt. Ich hole den Anker auf und setze meine Überfahrt nach Neukaledonien fort.

Es wird eine wunderschöne Überfahrt mit 15 bis 20 Knoten Wind meist von hinten. Das Meer bleibt verhältnismäßig ruhig und die Wellen sind nur selten höher als 2 m. Jeden Tag scheint die Sonne, aber abends wird es ganz schön kühl so dass ich sobald die Sonne weg ist reingehe oder eine Jacke anziehen muss. Wir rauschen mit 5 bis 6 Knoten dahin und Segeln macht mal wieder richtig Spaß.

Obwohl unsere Überfahrt nun fast 5 Tage länger dauern wird sieht der Wasservorrat noch gut aus. Beim Essen wird es allmählich etwas eintönig – kein Obst mehr, kein Gemüse, nur noch 1 Portion Kartoffeln und der Reis geht auch dem Ende zu. Jetzt geht’s also an die Konserven – aber die müssen ja auch endlich mal weiter, die meisten fahre ich schon jahrelang spazieren. Ich hab genug Nudeln und Pesto. Statt Brot gibt’s Cräcker und das Joghurtgeht ja nie aus, da ich ständig frisches machen kann – hab ja genug Milchpulver an Bord.

Vulkane Riffs und die letzten Meilen

Wir segeln gerade südwärts am Mount Gemini, einem riesigen Unterwasservulkan vorbei. Es gibt kaum eine Alternative, in dieser Region sind entweder im Norden die Inseln von Vanuatu, im Süden Riffs und dazwischen Unterwasservulkane im Weg. Neben mir blubbert grad giftig-grünliches Wasser an die Oberfläche – na hoffentlich sind wir hier bald vorbei - wer weiß was dem Kerl da unten alles einfällt. Ganz ruhig scheint er nicht zu sein, denn immer wieder kommen trotz wenig Wind unregelmäßig  große Wellen angerollt.

Leider lässt uns der Wind jetzt ziemlich in Stich und wir machen nur noch 2 ,5 Knoten Fahrt – jetzt wo wir dem Ziel schon so nahe sind - nur noch 160 Meilen bis zur Riffeinfahrt und dann noch mal 40 durchs Riff.  Aber erst mal müssen wir noch am Riff ‚Durante‘ vorbei. Mitten in 2000 m tiefem Wasser ragt eine einzelne Bergspitze bis 8 m unter die Wasseroberfläche und genau da drauf sitzt ein Wrack. Noch sind es 70 Meilen bis dahin – wir werden es also tagsüber passieren.

 

Ach ist das ärgerlich

Der Wind ist weg, das Segel schlägt, das Rigg vibriert. Ich kann nicht schlafen, steh um Mitternacht wieder auf, rolle das Vorsegel weg und starte den Motor. Und jetzt kann ich wieder nicht schlafen mit dem Gebrumme. Der Wind kommt nicht zurück, der Motor bleibt an und erst morgens um 07:00 finde ich ein wenig Schlaf.

Ich studiere den Wetterbericht. Es ist zu ärgerlich - für die nächsten beiden Tage kein Wind. Wenn ich nur so dahin dümple komme ich abends an der Riffeinfahrt an. Dann müsste ich die ganze Nacht davor beigedreht liegen oder auf und ab kreuzen und auf den Morgen warten. In dieser Nacht wird es aber dann wieder richtig viel Wind geben, also das ungünstigste Wetter zum Warten. Wenn ich weiter motore, kann ich es eventuell schaffen noch ins Riff hineinzufahren und einen Ankerplatz zu suchen um die Nacht abzuwarten (wieder mal illegal.) Dabei könnte eventuell der Diesel knapp werden. Es wird eine schwere Entscheidung. Wie schön war es doch auf dem offenen Meer wo es egal war wie lange man für eine Strecke braucht und man einfach abwarten konnte. In Küstennähe spielt Zeit halt leider doch wieder eine Rolle. Die Entscheidung ist gefallen - ich motore weiter und hoffe.

Der Motor bleibt den ganzen Tag und auch in der folgenden Nacht an, ich muss unbedingt spätestens mittags an der Riffeinfahrt sein. Da in der Nacht der Wind etwas zurückkommt setze ich die Segel und lasse den Motor an. So machen wir flotte 6 Knoten Fahrt und ich werde sicher rechtzeitig ankommen. Schlafen kann ich aber in dieser Nacht wieder nicht, denn wir sind der Küste bereits zu nahe. Ich sehe einen Lichtschein am Horizont und vermute dass dort Fischer sind. Ein großes Schiff passiert einige Meilen hinter meinem Heck. Ich schaue alle 20 Minuten nach, aber es bleibt ruhig. Dann endlich Morgengrauen – die hohen Berge Neukaledoniens sind bereits in Sicht und ich erreiche die Riffeinfahrt um 08:00 morgens. Das ist früh genug um einen Ankerplatz für die Nacht zu finden aber 2 Stunden zu spät um es heute noch bis Noumea, dem Einklarierungshafen, zu schaffen.

 

Es ist ganz anders

Inzwischen hat der Motor nach 32 Stunden seine wohlverdiente Pause bekommen und wir segeln wieder – mit 7 bis 8 Knoten!!! Unglaublich für Klein-Carina. Und das bei so wenig Wind. Es ist die Strömung die uns ins Riff hineinsaugt. Ich schätze sie auf 4 Knoten. Dann wird es wieder ruhiger und ich segele mit den üblichen 4 Knoten die Küste Neukaledoniens entlang und staune. Es ist so ganz anders als ich mir das vorgestellt habe. Hohe Berge aber ziemlich kahl, keine Palmen oder Bäume, nur Gras oder niedriges Gebüsch, dazwischen seltsam dünne hohe Pinien die aussehen wie gerupfte Zypressen. Überhaupt kein Südseeflair hier, es erinnert eher an Schottland. Hätte ich mir eigentlich denken können, der ursprüngliche Name Neukaledoniens ist „Neue Hebriden“ so genannt weil sie den Namensgeber an Schottland erinnert haben.

Kein Dorf, kein Haus, kein Anzeichen von Leben weit und breit. Nur die rote und orangefarbene Erde zeugt von extensivem Bergbau. Wer ein „Mars“-Fan ist wird das hier toll finden, denn so stellt man sich die Landschaft auf dem Mars vor, wenn man von dem wenigen Grün dazwischen absieht. Ich finde es sieht faszinierend aus, aber es bedrückt mich auch was man hier angerichtet hat. Von der heimischen Fauna ist so gut wie nichts übrig.

Dann wird es wieder etwas grüner und gegen 17:00 suche ich mir einen Ankerplatz in der Baie UE, geschützt vor dem für heute Nacht erwarteten 20 Knoten Süd-Ost-Wind. Schmale Sandstrände und Felsen säumen das steile dicht bewachsene Ufer. Sogar Plamen gibt es hier und weil der Wind sich gerade schlafen gelegt hat, ist es ganz ruhig- sogar der sonst so lärmende Windgenerator schweigt und ich höre seit langem wieder mal Vogelgezwitscher. Ich genieße die Stille und beobachte eine riesige Sonne die  gerade im Meer versinkt. Um 18:00 neukaledonische Zeit wird es bereits dunkel und nach 2 fast schlaflosen Nächten bin ich nun wirklich „Bettreif“ und versinke ebenfalls in die Welt der Träume.

Gut ausgeschlafen setze ich am nächsten Morgen meine Fahrt fort. Der Wind hat aufgefrischt und mit 25 Knoten achterlichem Wind segeln wir die gut betonnte Schifffahrtsstraße auf Noumea zu.

Der Hafen von Noumea, der Port Mosselle, ist ein rundum geschützter Naturhafen. Nur eine schmaler ca 100 m breiter Durchbruch führt in ein von Hügeln umringtes Gebiet in dem sich der Fährterminal, einige Marinas und unendlich viele Schiffe an Bojen befinden. Masten, Masten, Masten wohin man auch schaut. Im ausgewiesenen Ankerbereich ist überhaupt kein Platz, alles ist von Bojen besetzt und im gesamten restlichen Hafenbereich ist Ankern verboten. Ich ankere am Rande des Bojenfeldes, bereits im Ankerverbot neben einigen anderen Schiffen die aus Platzmangel dasselbe getan haben.

Der Anker ist unten, es ist 12:00 mittags. Nach 1500 Seemeilen für die wir aufgrund des 4 tägigen sturmbedingten Zwischenstopps in Fidschi 20 Tage gebraucht haben. Es war die beste und schönste Überfahrt des ganzen Jahres mit herrlichen Segelbedingungen wenn auch mit viel, aber meist achterlichen Winden (also von hinten) was das Leben an Bord bedeutend komfortabler macht als ständig in Schräglage leben zu müssen. Die erste Überfahrt dieses Jahres bei der nichts am Schiff kaputt gegangen ist und bei der ich nicht mal eine der üblichen unangenehmen Salzwasserduschen abbekommen habe. Sonne jeden Tag und angenehme Temperaturen. Erst die letzte Hälfte ab Fidschi war nachts etwas kühler und am letzten Tag an der neukaledonischen Küste war es so kalt dass ich sogar eine Jacke anziehen musste.

So, nun muss ich mich aber ums Einklarieren kümmern um endlich mal wieder einen Fuß ‚legal‘ an Land setzen zu können und etwas „Essbares“ einzukaufen. Ich freue mich auf Baguette, Croissant, Fromage, Patè und frisches Gemüse – Neukaledonien ist „französisches“ Überseeterritorium und deshalb „Gourmet-Land“.

 

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